Narzisst weint nach Trennung? Was es zu bedeuten hat

„Oh, mein Gott! Er/ sie weint, nach der Trennung! Das deutet darauf hin, dass er/ sie keine Narzisstin/ kein Narzisst sein kann!“. Kommt dir diese Aussage bekannt vor?

Hast du sie vielleicht schon selbst getätigt? Dann tut es mir leid, dich an dieser Stelle auf den Boden der Tatsachen zurückholen zu müssen.

Denn: Auch Narzissten und Narzissten sind durchaus dazu in der Lage, nach einer Trennung zu weinen. Manchmal, weil sie ihr Gegenüber erpressen möchten, manchmal aber auch, weil sie realisieren, dass sie ein wichtiges Puzzleteil in ihrem Machtspiel verloren haben.

Dementsprechend wäre es schlicht falsch, anzunehmen, dein/e Ex trage keine narzisstischen Züge in sich, nur, weil er/ sie als Reaktion auf die Trennung weint.

Unter anderem aufgrund der Tatsache, dass ich auch in meinem Coaching Alltag in regelmäßigen Abständen mit diesem Thema konfrontiert werde, habe ich mich dazu entschlossen, hierzu einen längeren Artikel zu verfassen.

In den folgenden Abschnitten erfährst du, was Narzissmus überhaupt bedeutet, warum auch ein Narzisst/ eine Narzisstin nach einer Trennung weinen kann und wie du dich verhalten solltest, wenn du mit einem weinenden Narzissten/ einer weinenden Narzisstin konfrontiert wirst.

Was ist ein/e Narzisst/in?

Vorweg: Beim Narzissmus handelt es sich natürlich um kein rein männliches Phänomen. Narzissten sind bei beiden Geschlechtern vertreten. Der Narzissmus gehört zu den Persönlichkeitsstörungen.

Menschen, die betroffen sind, sind von der Aufmerksamkeit und von der Bewunderung ihres Umfeldes abhängig. Sie lieben es, im Mittelpunkt zu stehen und gehen davon aus, dass die Personen in ihrem Umfeld derselben Meinung sein müssen.

Charakteristisch ist es zudem, dass es Narzisstinnen und Narzissten so gut wie nicht möglich ist, sich in andere hineinzuversetzen. Das bedeutet, dass sie nicht dazu fähig sind, empathisch zu sein.

Besonders verletzlich und aggressiv werden Narzisstinnen und Narzissten dann, wenn sich eine andere Person wagt, sie zu kritisieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Basis kleinster Bemerkungen ein Streit entsteht, ist dann vergleichsweise groß.

Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle jedoch erwähnt, dass es sich bei einem Narzissten oder bei einer Narzisstin nicht um einen grundsätzlich „bösen Menschen“ handelt. Wie bereits weiter oben erwähnt, handelt es sich hierbei um eine Persönlichkeitsstörung.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass du dich dessen aussetzen möchtest. Viele Kommentare, die Narzissten und Narzisstinnen von sich geben, sind sehr verletzend und dementsprechend ist es umso wichtiger, zu wissen, wie du dich schützen kannst.

Warum weint ein Narzisst nach der Trennung?

Narzisstinnen und Narzissten sind wahre Meister der Manipulation. Dies zeigt sich vor allem dann, wenn du dich dazu entschlossen hast, sie zu verlassen.

Normalerweise würde man sicherlich davon ausgehen, dass Gefühlsausbrüche dieser Art damit zu tun haben, dass ein Mensch traurig darüber ist, weil die Person, die er liebt, beschlossen hat, getrennte Wege zu gehen. Beim Narzissten beziehungsweise bei der Narzisstin ist genau das jedoch nicht der Fall.

Die betreffenden Personen nutzen häufig Tränen, um ihr Gegenüber umzustimmen und ihm ein schlechtes Gewissen zu machen.

Häufig gibt der Narzisst/ die Narzisstin in diesem Zusammenhang auch umfangreiche Versprechen darüber ab, sich in Zukunft zu ändern. Auf diese Weise schiebt er/ sie dir den schwarzen Peter zu, um letztendlich auch nach außen zu zeigen, dass er/ sie alles dafür getan hat, dass unsere Beziehung eine zweite Chance erhält.

Die folgenden Gründe treffen in den allermeisten Fällen zu, wenn Narzissten nach einer Trennung weinen

Grund 1: keiner ist mehr da, der sie bewundert

Sie haben für sich bemerkt, dass nun niemand mehr da ist, der sie bewundert. Auch, wenn sie Aufmerksamkeit und Co. selbstverständlich von ihrem restlichen sozialen Umfeld einfordern, nimmt der Partner beziehungsweise die Partnerin im Leben eines Narzissten/ einer Narzisstin immer eine besonders wichtige Rolle ein.

Er/ sie ist in seinen/ ihren Augen dazu verpflichtet, ihn/ sie zu lieben und zu verehren. In gewisser Weise entwickelt sich hieraus eine Art von Aufmerksamkeitssucht. Wird diese nicht gestillt, wird der Narzisst/ die Narzisstin nervös und weint.

Grund 2: Er/sie kann nicht mit dem rückschlag eurer Trennung umgehen

Wenn du dich von einem Narzissten/ einer Narzisstin trennst, handelt es sich hierbei um ein klares Statement. Du hast für dich erkannt, dass du ohne die betreffende Person in deinem Leben glücklicher und durchaus dazu in der Lage bist, selbst für dich zu sorgen.

Hierbei handelt es sich um die Art von Rückschlag, mit der der Narzisst/ die Narzisstin nicht gut umgehen kann. Er/ sie wird durch dein Verhalten auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Grund 3: Er/sie weint, um dir ein schlechtes Gewissen zu machen

Viele Narzissten und Narzisstinnen weinen nach einer Trennung auch, um ihrem Ex Partner/ ihrer Ex Partnerin ein schlechtes Gewissen zu machen. Auf diese Weise möchten sie erreichen, dass er/ sie sich schuldig fühlt.

Somit stellt sich der Narzisst/ die Narzissten in die Rolle des Opfers, das nicht nur von dem jeweiligen Ex Partner/ der jeweiligen Ex Partnerin, sondern am liebsten auch von der ganzen Welt bedauert werden sollte.

Warum ein Narzisst wirklich nach einer Trennung weint

Anhand der oberen Auflistung hast du es sicherlich schon erahnen können. Der Vollständigkeit halber möchte ich es hier jedoch noch einmal betonen. Ein Mensch, der unter einer narzisstischen Störung leidet, weint nach einer Trennung nicht, weil er seinen Ex Freund beziehungsweise seine Ex Freundin vermisst. Hier geht es nicht um die Person selbst, sondern lediglich um die Bewunderung, die in der Vergangenheit, meist über mehrere Jahre, eingefordert wurde.

Dass es ein Narzisst/ eine Narzisstin schafft, sich großartig zu fühlen, ist nicht seiner Selbstliebe geschuldet. Er braucht definitiv die Aufmerksamkeit und Bewunderung anderer. In dem Moment, in dem du dich dazu entschließt, einen Narzissten/ eine Narzisstin zu verlassen, fühlt die betreffende Person sich für einen kurzen Zeitraum hilflos und wird gerade mit Hinblick auf Rückeroberungsversuche mitunter durchaus erfinderisch. Und hier kommt es dann sehr oft dazu, dass ein Narzisst nach der Trennung weint.

Von Versprechungen bis hin zu Manipulation, Schuldzuweisung und im schlimmsten Fall sogar Selbstmordandrohungen ist hier so gut wie alles möglich.

Kann man nicht einfach nachgeben… und alles ist wie vorher?

Zugegeben: Im ersten Moment mag es verlockend klingen. Dein/e Ex beschließt, sich zu ändern, sieht alles ein und ihr lebt glücklich bis ans Ende eurer Tage. Das Problem ist, dass es sich, wie bereits mehrmals erwähnt, beim Narzissmus um eine Störung handelt, die sich eben nicht von jetzt auf gleich ablegen lässt.

Daher solltest du dich in jedem Fall vor den Machtspielchen, die der Narzisst/ die Narzisstin nach einer Trennung ausübt, schützen.

Rufe dir immer wieder die folgenden Grundregeln in Erinnerung:

• Du trägst keine Schuld, auch wenn der Narzisst/ die Narzisstin dir etwas anderes vermitteln möchte.
• Der Narzisst/ die Narzisstin hat sich nicht verändert.
• Dein/e Ex versucht lediglich, dich zurückzugewinnen und dich zu manipulieren. Seine/ ihre Tränen sind nicht echt und wenn es überhaupt etwas gibt, dass er/ sie vermisst, ist es deine Bewunderung und nicht dich als Person.
• Du bist nicht von deinem/ deiner Ex abhängig. Du bist erwachsen und dementsprechend dazu in der Lage, für dich selbst zu sorgen.
• Investiere Zeit in die Stärkung seines Selbstwertgefühls. Vor allem dann, wenn du länger mit der betreffenden Person zusammen warst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses in den letzten Wochen, Monaten und vielleicht sogar Jahren gelitten hat. Nun ist es an der Zeit, die Liebe zu dir selbst wieder aufzubauen.
• Dass dein/e Ex derart emotional reagiert, ist dem Umstand geschuldet, dass er/ sie bemerkt hat, dass er/ sie dich nicht zu 100% kontrollieren kann. Und genau das macht ihn/ sie nicht nur traurig, sondern auch unglaublich wütend.

Wie kann man sich vor einem/ einer weinenden narzisstischen Ex und seinen/ ihren Rückeroberungsversuchen schützen?

Wenn du noch in irgendeiner Weise an deinem/ deiner Ex hängst, könnte es dir schwerfallen, die folgenden Tipps zu berücksichtigen. Umso wichtiger ist es, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, wie sehr du unter der toxischen Beziehung zu einem Narzissten/ einer Narzisstin leiden wirst (oder bereits gelitten hast).

Die folgenden Tipps können dabei helfen, dich selbst in dieser schwierigen Lebensphase nicht zu verlieren und bestmöglich den Überblick über deine Gefühle zu behalten.

Solltest du bemerken, dass du Schwierigkeiten hast, stark zu bleiben, kannst du selbstverständlich auch die Vorteile eines kostenlosen Erstberatungsgesprächs bei mir in Anspruch nehmen. In diesem Zusammenhang können wir deine individuelle Situation sicherlich noch ein wenig besser beleuchten.

Tipp Nr. 1: Informiere dich über das Thema Narzissmus

Auch, wenn es sich in deiner jetzigen Situation möglicherweise ein wenig unpassend anhören mag: Beim Narzissmus handelt es sich um ein in psychologischer Hinsicht spannendes Thema. Je mehr du weißt, desto leichter fällt es dir gegebenenfalls, klassische Muster zu erkennen und dich hiervor zu schützen.

Nutze daher unter anderem seriöse Seiten im Internet und selbstverständlich auch Bücher, um dich einzulesen. Eventuell wusstest du bis vor Kurzem noch gar nicht, dass dein/e Ex ein Narzisst/ eine Narzisstin ist?

Tipp Nr. 2: Distanziere dich von deinem/ deiner Ex

Wie bereits weiter oben erwähnt, wird dein/e narzisstische/r Ex ganz sicher versuchen, dich zu manipulieren und zu provozieren. Wenn du es jedoch schaffst, Distanz zu ihm/ ihr aufzubauen, dürfte ihm/ ihr das nur schwer gelingen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es ausreicht, ihn/ sie lediglich darum zu bitten, dich nicht mehr anzurufen und dir keine Nachrichten zu schreiben, ist vergleichsweise gering. Versuchen kannst du es natürlich dennoch.

Wenn du bemerkst, dass dein/e Ex deine Bitten ignoriert, kannst du einen Schritt weitergehen, und ihn/ sie zum Beispiel in den sozialen Netzwerken blockieren.

Achte am besten auch darauf, dass ihr euch auch im ganz normalen Alltag nicht mehr begegnet. Auch, wenn dies bedeutet, dass du dir eventuell eine neue Lieblingskneipe oder ähnliches suchen musst: Die Mühe ist es definitiv wert.

Tipp Nr. 3: Lege klare Regeln fest… und bestehe darauf, dass diese eingehalten werden

Der Alltag zeigt, dass zwei Menschen nach einer Trennung gegebenenfalls entweder für immer oder zumindest für einen bestimmten Zeitraum noch zwangsläufig miteinander verbunden sind. Eventuell seid ihr beide Eigentümer eines Hauses? Möglicherweise müsst ihr euch auch noch darüber einig werden, wem welche Gegenstände aus eurem Haushalt gehören? Vielleicht habt ihr Kinder?

Gründe wie diese können dafür sorgen, dass ihr euch auch nach eurer Trennung noch austauschen müsst. Am besten nimmst du dir vor eurem Zusammentreffen ein wenig Zeit, um für dich deine eigenen (!) Grundregeln abzustecken.

Wenn du dir sicher bist, dass diese genau das widerspiegeln, was du in Bezug auf euren Umgang miteinander erwartest, kannst du diese deinem/ deiner Ex mitteilen.

Gerade auch dann, wenn du jedoch bemerkst, dass deine Wünsche komplett ignoriert werden und wenn du dir Sorgen darüber machst, wie dein/e Ex mit dir umgeht, ist es ratsam, sich Unterstützung im Freundeskreis zu holen.

Tipp Nr. 4: Baue dein Selbstwertgefühl wieder auf

Wenn du selbst mit einem Narzissten/ einer Narzisstin zusammen warst, weißt du, wie groß die Opfer sind, die manche Menschen bereit sind, für ihre Partnerschaft zu bringen.  

Möglicherweise wolltest du schon immer einem bestimmten Hobby nachgehen, das dir dein/e Ex jedoch verboten hat? Eventuell hattest du auch Lust darauf, ein Buch zu lesen, dass dein/e Ex für „absolut sinnlos“ hielt? Die gute Nachricht ist, dass du jetzt alle Zeit der Welt hast, die entsprechenden Dinge nachzuholen.

Gleichzeitig solltest du dich fragen, wie du dein Selbstwertgefühl wieder aufbauen kannst. Denn: Auch, wenn du dich nach der Trennung von einem Narzissten/ einer Narzisstin vielleicht erleichtert und gut fühlst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die letzten Wochen und Monate Narben auf deiner Seele hinterlassen haben.

Nun ist es an der Zeit, dich um dich selbst zu kümmern. Ob du in diesem Zusammenhang Lust auf einen erholsamen Urlaub oder lediglich auf ein paar Stunden auf der Veranda hast, bleibt dir überlassen. Höre in dich selbst hinein und finde heraus, womit du dich verwöhnen könntest. Du hast es dir verdient.

Fazit: Narzisst weint nach Trennung

Wenn ich im Rahmen meiner Coachings mit Sätzen, wie zum Beispiel: „Florian, wenn er um mich weint, kann er doch kein Narzisst sein?“ konfrontiert werde, tut es mir immer wieder leid, mein Gegenüber ein Stückweit desillusionieren zu müssen. Ich bin jedoch der Meinung, dass niemand etwas davon hat, wenn ich dich anlügen würde.

Sollte dein/e Ex tatsächlich ein Narzisst/ eine Narzisstin sein, weint er/ sie nicht um deiner selbst willen, sondern deswegen, weil er/ sie fürchtet, an Macht zu verlieren. Dementsprechend ist es bei genauer Hinsicht vielleicht sogar falsch, per se zu behaupten, dass die Tränen eines Narzissten einer Narzisstin nicht echt seien.

Denn: Die betreffende Person ist selbstverständlich tatsächlich geschockt, traurig und wütend darüber, dass sie offenbar nicht so perfekt ist, wie sie es nach außen hin erscheinen lassen möchte. Sie weint jedoch wie gesagt nicht um dich. Um etwas genauer in das Thema einzusteigen, ob ein Narzisst dich nach der Trennung vermisst, schaue die hier folgenden Artikel dazu an.

Manche Menschen, die unter einer narzisstischen Störung leiden, sind sogar derart geübt, dass sie ihre Tränen im nächsten Schritt bewusst dazu einsetzen können, um dir ein schlechtes Gewissen zu machen.

Also: Dein narzisstischer oder deine narzisstische Ex weint nach der Trennung? Dann sei bitte vorsichtig und lass dich nicht manipulieren.

Ich hoffe, dass ich dir in diesem Artikel aufgezeigt habe, wie wichtig es ist, entsprechende Muster zu erkennen. Letztendlich auch, um sich selbst zu schützen.

Die gute Nachricht ist jedoch: Wenn dir genau das gelingt, hast du bereits den ersten Schritt in Richtung Heilung und Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls vollzogen.