Ist Schreiben schon fremdgehen?

Darüber, dass Fremdgehen nicht ausschließlich mit Sex in Verbindung gebracht werden muss, dürften sich viele einig sein. Es gibt auch andere Szenarien, die sich mit Untreue in Verbindung bringen lassen. Bereits beim Küssen scheiden sich hier die Geister. Aber was ist eigentlich mit Schreiben?

Ist es okay, einem anderen Menschen heimlich zu schreiben und vielleicht sogar ein wenig zu flirten? Und wann werden eigentlich welche Grenzen überschritten?

In den folgenden Abschnitten erfährst du, wann das Risiko, früher oder später fremdzugehen, besonders hoch ist und woran du gegebenenfalls erkennen kannst, ob du betrogen wurdest.

Gleichzeitig liegt der Fokus in diesem Artikel klar auf dem Schreiben. In einer Zeit, in der viele Menschen 24 Stunden am Tag, zum Beispiel via Messenger, erreichbar sind, eröffnet sich in diesem Zusammenhang ein vollkommen neues „Gefahrenpotenzial“.

Fest steht aber auch: Schreiben ist nicht gleich Schreiben! Und nicht jede Mail muss flirty sein. Stattdessen gibt es gleich mehrere Anzeichen, die darauf hindeuten, dass gegebenenfalls eine Grenze überschritten wurde. Und genau um die geht es in den folgenden Zeilen.

Warum gehen Menschen überhaupt fremd?

Es ist schlicht nicht möglich, auf diese Frage eine standardisierte Antwort zu liefern. In meinem Coaching-Alltag hatte ich schon mit vielen Menschen zu tun, die entweder betrogen haben oder betrogen wurden. Daher kenne ich die unterschiedlichsten Hintergründe zu diesem Thema.

Gleichzeitig haben viele Menschen, die ihren Partner/ ihre Partnerin irgendwann betrügen, Angst davor, komplett allein zu sein.

Denn: Irgendwie ist die gemeinsame Beziehung ja schon „bequem“ und eine Art „sicherer Heimathafen“. Und genau dann braucht es oft nur „ein wenig Glück“ und den passenden Gegenspieler/ die passende Gegenspielerin, um das ein oder andere erotische Abenteuer zu erleben.

Achtung: Jeder definiert Fremdgehen anders!

Ob es sich beim Schreiben, beim Küssen oder sogar beim Sex um Fremdgehen handelt, entscheidet jeder für sich. Im Idealfall sollten Paare natürlich die gleiche Einstellung teilen. Ansonsten sind Diskussionen schon vorprogrammiert.

Während „Küssen“ und „Sex“ hier vergleichsweise genau definiert sind, ist „Schreiben“ schon ein wenig abstrakter. Immerhin kommt es darauf an, WAS geschrieben wird. An dieser Stelle kommt vor allem das emotionale Fremdgehen ins Spiel. Und genau das kann natürlich ebenso verletzen wie die körperliche Untreue.

Als „Grundregel“ gilt: Wenn du (oder dein Partner/ deine Partnerin) euch nicht an eure Treue-Absprachen haltet, geht ihr fremd.

Die Ausrede „Ich schreibe doch nur mit XY!“ kann dementsprechend problematisch werden – unter anderem deswegen, weil dieses „Schreiben“ nicht näher definiert ist. Die folgenden Abschnitte zeigen, wann beim Schreiben eventuell eine Grenze überschritten wird.

Anzeichen dafür, dass die Grenze zum Fremdgehen überschritten wurde (und das Ganze dementsprechend problematisch wird), findest du in den folgenden Abschnitten. Diese helfen dir gegebenenfalls auch dabei, deine eigene, ganz individuelle Situation besser einzuschätzen.

Anzeichen Nr. 1: In den Nachrichten wird mehr oder weniger offensiv geflirtet

Um herauszufinden, ob Schreiben fremdgehen ist, ist es im ersten Schritt wichtig, sich genauer mit dem Inhalt der Nachrichten auseinanderzusetzen. Immerhin macht es durchaus einen Unterschied, ob zwei Menschen über das Wetter schreiben oder sich immer wieder gegenseitig erzählen, wie gut sie aussehen.

Natürlich solltest du eine gemeinsame Gesprächsebene, die zum Beispiel aus geteilten Hobbys und Interessen besteht, nicht mit Flirten verwechseln. Manchmal ist es auch nötig, ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen. Vor allem dann, wenn dein Partner/ deiner Partnerin einer anderen Person eindeutige Angebote oder erotische Anspielungen macht, ist es an der Zeit, hellhörig zu werden.

Anzeichen Nr. 2: Dein Partner/ deine Partnerin schreibt immer wieder mit anderen

Viele Menschen, die über das Schreiben von Nachrichten fremdgehen, tauschen sich regelmäßig aus. Sie verabreden sich in Chats und halten dementsprechend Routinen ein, in deren Zusammenhang sie sich ihrem virtuellen Gegenüber widmen.

Vielleicht auch deswegen, weil sie das Spiel mit dem Feuer lieben und das Flirten über das Schreiben für sie schon zu einer Art „Normalität“ geworden ist?

Fest steht: Wenn sich ein Mensch immer wieder in einen Chat einwählt (oder antwortet), ist er offensichtlich dazu bereit, viel Zeit zu investieren. Es handelt sich also nicht mehr um einen zufälligen Austausch, sondern um eine gezielte Kommunikation – oft mit einer erotischen Note.

Anzeichen Nr. 3: Ein besonders offener Austausch

Klar macht es Spaß, sich offen mit einer vertrauten Person auszutauschen. Auch hier ist es jedoch wichtig, die Grenzen, die im Rahmen der bestehenden Beziehung gesteckt wurden, nicht zu überschreiten.

Beim Fremdgehen über das Schreiben entsteht oft ein besonderer Nervenkitzel, der natürlich unter anderem dem Umstand geschuldet ist, dass viele „besondere Wörter“ genutzt werden, die in anderen Gesprächen wahrscheinlich nicht vorkommen würden.

Typische Beispiele hierfür sind „Sex“, „ONS“ oder „küssen“. Und nicht vergessen: In der Zeit der Sozialen Medien sind auch Smilies eine Möglichkeit, sich auszudrücken.

Hier ein paar Beispiele:

Anzeichen Nr. 4: Du oder dein Partner/ deine Partnerin denkt mehr an den Chat-Partner/ die Chat-Partnerin als es eigentlich angebracht ist

Hier ist es wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein. Vielleicht befindest du dich gerade in dieser oder einer ähnlichen Situation: Du schreibst immer wieder mit einem Menschen, der dir nicht mehr aus dem Kopf geht. Welche Gefühle kommen in dir auf, wenn du an die Person denkst?

Freust du dich auf euren nächsten Chat? Schlägt dein Herz schneller, wenn er/ sie dir schreibt? Und hast du dich in der Vergangenheit schon einmal dabei erwischt, wie du dir eine gemeinsame Zukunft ausgemalt hast?

Oder handelt es sich bei der Person um einen Menschen wie jeden anderen, bei dem es dir egal ist, ob er jetzt oder in ein paar Stunden schreibt? Die Antworten auf diese Fragen können dir dabei helfen, das „Gefahrenpotenzial“, das von dieser Person auf deine Beziehung ausgeht, noch besser einzuschätzen.

Anzeichen Nr. 5: Ein schnelles Hin und Her

Wenn du es absolut nicht erwarten kannst, bis er/ sie dir schreibt und du dann ebenso schnell zurückschreibst, weißt du eigentlich, dass diese Person einen besonders hohen Stellenwert in deinem Leben hat. Vielleicht sogar einen ZU hohen?

Auch hier spielt der Faktor „Ehrlichkeit“ (sich selbst gegenüber) eine wichtige Rolle.

Anzeichen Nr. 6: Heimlichtuerei

An dieser Stelle ist es wichtig, sich noch einmal etwas eingehender mit den Grundregeln der jeweiligen Beziehung auseinanderzusetzen.

Denn: Wenn sich dein Verhalten mit diesen deckt, gibt es doch eigentlich keinen Grund, den Kontakt beziehungsweise das Schreiben zu verbergen, oder doch?

Wenn sich ein Mensch immer wieder Mühe gibt, den Kontakt zu einer anderen Person zu verheimlichen, handelt es sich um ein Zeichen dafür, dass der Partner/ die Partnerin nicht mitbekommen soll, dass ein (regelmäßiger?) Austausch stattfindet.

Hierbei gilt es, zu berücksichtigen, dass besagte Heimlichtuerei unterschiedliche Facetten haben kann. Manche Menschen verstecken ihr Handy, andere legen die entsprechenden Nachrichten in einem gesonderten Archiv ab und wieder andere löschen sie in regelmäßigen Abständen.

Wenn du dich also selbst dabei erwischst, wie du einen bestimmten Kontakt auf „stumm“ schaltest oder in regelmäßigen Abständen deinen Papierkorb bereinigst, solltest du dir selbst gegenüber skeptisch werden und dir vielleicht eingestehen, dass dir die betreffende Person wichtiger ist als gedacht.

Anzeichen Nr. 7: Eigene Geheimnisse

Gehörst du auch zu den Menschen, die ihre intimsten Geheimnisse nur mit ihrem Partner/ ihrer Partnerin teilen? Wenn das Schreiben zum Fremdgehen wird, nutzen einige die Gelegenheit, derartige Geheimnisse mit ihrer Schreib-Affäre zu besprechen. Oft ist es hierbei sogar der Partner/ die Partnerin, die außen vor bleibt.

Der Grund: Durch das regelmäßige Schreiben entwickelt sich das Gefühl einer besonderen Vertrauensbasis. Im Chat fühlen sich die Beteiligten sicher. Spannend ist, dass der Austausch von Geheimnissen oft nicht direkt mit Fremdgehen in Verbindung gebracht wird.

Vielmehr freuen sich die betreffenden Personen häufig im ersten Schritt, einfach nur einen Menschen abseits ihrer Beziehung gefunden zu haben, dem sie sich anvertrauen können. Im Laufe der Zeit werden die Gespräche dann jedoch immer intimer.

Anzeichen Nr. 8: Beleidigte oder aggressive Reaktionen

Viele, die über das Schreiben fremdgehen, reagieren sehr gereizt, wenn sie von ihrem Partner/ ihrer Partnerin erwischt werden. Oft ärgern sie sich in gewisser Weise über sich selbst, weil sie zum Beispiel beim gemütlichen TV-Abend ihr Handy auf dem Tisch haben liegen lassen und auf einmal das virtuelle Briefumschlagsymbol erschienen ist.

Umgekehrt gilt: Diejenigen, die eigentlich nichts zu verbergen haben, bleiben in Situationen wie diesen oft entspannt.

Aber: Auch ein gesteigertes Misstrauen kann darauf hindeuten, dass das Fremdgehen über das Schreiben in der Vergangenheit bereits eine Rolle spielte. Diejenigen, die ihren Partner/ ihre Partnerin bereits auf diese Weise betrogen haben, wissen genau, wie leicht es eigentlich ist, sich auf diese Weise eine kleine, erotische Privatsphäre zu schaffen. Dementsprechend sind sie tendenziell eher dazu bereit, ihrem Gegenüber etwas Ähnliches zu unterstellen.

Anzeichen Nr. 9: Das Handy wird wie der eigene Augapfel gehütet

Diejenigen, die mit anderen Schreiben und ihrem Partner/ ihrer Partnerin fremdgehen, tragen ihr Handy oft immer bei sich. Klar: Immerhin würde theoretisch ein Blick auf das Display ausreichen, um Beweise zu sammeln.

Daher sollte es dich gegebenenfalls stutzig machen, wenn dein Freund/ deine Freundin sein/ ihr Handy sogar mit auf die Toilette nimmt und immer schnell zugreift, wenn das Display aufleuchtet.

Auch, wenn es sich hierbei noch nicht um einen endgültigen Beweis handelt, könnte die Frage „Warum hat er/ sie eine derart enge Bindung zu seinem Handy?“ durchaus legitim sein.

Anzeichen Nr. 10: Die Flirtpartner suchen immer wieder neue Kontaktmöglichkeiten

Viele Chats, die vor allem über das Schreiben funktionieren, beziehen sich nicht nur auf die Kommunikation über das Smartphone. Vielmehr nutzen einige mittlerweile verstärkt den Austausch via Mail, um miteinander in Kontakt zu treten.

Ganz nebenbei ist es auf diese Weise natürlich möglich, den Verdacht von sich wegzulenken. Immerhin bleibt das Handy an Ort und Stelle und offen auf dem Tisch liegen – während auf dem Laptop vielleicht eine Flirt-Nachricht nach der anderen ankommt.

In einer Zeit, in der die Kommunikation über Messenger-Dienste für viele zu einer absoluten Normalität geworden ist, könnte es also auch stutzig machen, wenn die Handynutzung deines Partners/ deiner Partnerin von 100% auf 0% sinkt.

Fazit: Ist Schreiben also schon fremdgehen?

Fremdgehen ist nicht nur Sex. Betrug hat unterschiedliche Gesichter und fängt immer dann an, wenn sich ein Partner über die Treue-Regeln, die zum Beispiel zum Beginn einer Beziehung aufgestellt wurden, hinwegsetzt.

Wenn die Untreue am Ende herauskommt, ist Liebeskummer fast schon vorprogrammiert. Daher ist es umso wichtiger, auch sich selbst gegenüber aufmerksam zu sein und sich im ersten Schritt mit der Frage „Warum könnte mich mein Partner/ meine Partnerin betrügen?“ auseinanderzusetzen.

Im Idealfall ist es auf diese Weise möglich, Untreue-Szenarien (welcher Art auch immer) vorzubeugen. Zu guter Letzt sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Meinungen darüber, ob man Fremdgehen beichten sollte oder nicht, auseinandergehen.

Wenn du möchtest (und vielleicht betroffen bist) können wir deine Situation in einem Coaching diskutieren. Fest steht, dass es die „perfekte Lösung“ sicherlich nicht gibt. Daher gilt es, abzuwägen – auch, wenn du betrogen wurdest und nun für dich herausfinden musst, ob du eurer Beziehung noch eine Chance geben möchtest oder nicht.