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Fremdgehen: Ursachen aus der Kindheit

Die häufigsten Ursachen fürs Fremdgehen

Florian Pohl zeigt, warum die Ursachen fürs Fremdgehen auch in der Kindheit liegen können / Foto: Love Repair
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Dass die Erlebnisse aus unserer Kindheit auch unser restliches Leben beeinflussen, ist hinlänglich bekannt. Dabei entwickeln wir auch sogenannte Bindungsstile, also die Art, wie wir Beziehungen führen. Je nachdem, welchen Bindungsstil wir durch unsere Kindheit und all die Einflüsse entwickelt haben, kann es sein, dass ein späteres Fremdgehen darin begründet ist.

Dieser Artikel erklärt, was es mit den Bindungsstilen auf sich hat und wie diese unsere Beziehungen und auch mögliche Entscheidungen beeinflussen. Wir erläutern außerdem, wie Bindungs- und Verlustangst mit der Kindheit zusammenhängen und wie das ein mögliches Fremdgehen in einer Beziehung beeinflussen kann.

Diese Bindungsstile gibt es

Insgesamt gibt es vier Bindungsstile oder Bindungstypen, wobei nur ein einziger Typ als sicher gilt. Entwickelt wurde diese Bindungstheorie von Bolwby. Er hatte die kindliche Bildung von Kleinkindern klassifiziert. Dabei ging es sowohl um das Verhalten als auch die Qualität der Bindung.

Untersucht wurde das Explorationsverhalten, welches Kinder zeigen, wenn sie sich geborgen und sicher fühlen – und das Bindungsverhalten, das Kinder an den Tag legen, wenn sie sich unsicher oder bedroht fühlen.

Daraus ergaben sich folgende Bindungsstile:

A-Typ: Der erste Bindungstyp geht eine „unsicher-vermeidende Bindung“ ein. Das Bindungsverhalten der Kinder ist fast nicht ausgeprägt, das Explorationsverhalten dagegen stark. Bei diesen Kindern kann es Defizite geben, Gefühle und Emotionen zu zeigen. Oft entsteht so ein Typ, wenn Eltern weniger Sicherheit und Nähe anbieten.
B-Typ: Der Typ B wird „sichere Bindung“ genannt und gilt demnach als klassischer Bindungsstil. Hierbei ist das Explorations- und das Bindungsverhalten im Wechsel. Genau von diesem Szenario ging Bolwby ursprünglich in seinen Thesen aus, bis er die weiteren Bindungsstile entwickelte. Eltern gingen bei Hausbesuchen in den Tests feinfühlig auf ihre Kinder ein und boten Schutz und Nähe.
C-Typ: Dieser Bindungsstil wird „unsicher ambivalente Bindung“ genannt. Bei den Kleinkindern war das Bindungsverhalten deutlich ausgeprägter sichtbar als das Explorationsverhalten. Sie waren oft hin- und hergerissen. Das Verhalten der Eltern war oftmals ebenfalls unterschiedlich und demnach ambivalent. Sie hätten teilweise zwar Nähe und Sicherheit geboten, aber zum Teil wurden die Kinder auch abgewiesen. Dadurch wurde das Bindungsverhalten verstärkt und die Unsicherheit geprägt.
D-Typ: Der D-Bindungstyp zeichnet sich durch die „desorganisierte Bindung“ aus. Bei den beobachteten Kindern zeigten sich eher bizarre Verhaltensweisen. Sie zeigten im Grunde keine richtige Strategie, wie sie mit Trennung von Bezugspersonen umgehen würden. Sie führten oft die gleichen Bewegungen aus, zeigten kaum Gefühle und waren überwältigt. Ihre Erfahrungen mit den Eltern oder anderen Bezugspersonen waren widersprüchlich, die Kinder wussten daher nicht, wie sie sich verhalten sollten – das ist zum Teil bei Missbrauchserfahrungen der Fall.

Entwickelt wurde diese Bindungstheorie von Bolwby. Er hatte die kindliche Bildung von Kleinkindern klassifiziert. Dabei ging es sowohl um das Verhalten als auch die Qualität der Bindung.

Andere Formen der Bindungsstile

Obwohl das die zumeist benannten Bindungstypen sind, gibt es viele Formen, Bindungsstile zu beschreiben. Eine weitere Möglichkeit ist die Einteilung wie folgt:

  • Sicher gebunden: Das ist auch hier die einzige sichere Bindungsart. Charakteristisch ist, dass sich die Person schlichtweg keine Sorgen oder Gedanke macht, dass es zu viel Nähe wäre – gleichzeitig ist auch nicht andauernd die Sorge vorhanden, dass man verlassen werden könnte.
  • Unsicher gebunden: Bei diesem Bindungsstil stehen Unsicherheiten im Vordergrund. Unterteilt wird der Bindungstyp in zwei Varianten: ein bindungsängstliches Verhalten (Bindungsängstler) und ein verlustängstliches Verhalten (Verlustängstler).

Bindungsängstler

Wenn du herausfinden möchtest, ob du ein Bindungsängstler bist, dann schau dir diese Liste an. Vielleicht erkennst du dich darin wieder:

  • wenn dein Partner dir sehr nah kommt und ständig allgemein sehr viel Nähe sucht, dann fühlst du dich oft unbehaglich
  • oft sorgst du dich auch, dass dein Partner sogar noch mehr Nähe wünscht und dass es dich noch weiter einschränken könnte
  • du hast das Bedürfnis, unabhängig bleiben zu wollen und auch Zeit für dich zu haben
  • deinem Partner gegenüber bist du eher distanziert und fühlst dich damit wohl
  • für dich ist Sex nicht immer nur mit Liebe verknüpft – ohne Emotion schließt du es nicht grundsätzlich aus

Verlustängstler

Falls du dich darin nicht wiedererkannt hast, gehörst du vielleicht zu den Verlunstängstlern. In diesem Fall ist Folgendes charakteristisch:

  • du kannst von deinem Partner gar nicht genug Nähe bekommen
  • du hast das Gefühl, dass du auf deinen Partner angewiesen bist – und er oder sie vielleicht auch von dir
  • dein eigenes Selbstwertgefühl definiert sich nicht nur (oder gar nicht) durch dich selbst, sondern in gewisser Weise durch deinen Partner
  • du willst das Gefühl haben, dass dich dein Partner braucht
  • in dir schlummert ein großes Verlangen nach Aufmerksamkeit – du kannst gar nicht genug Aufmerksamkeit von ihm oder ihr bekommen
  • du hast ständig Angst, dass dich dein Partner verlassen könnte

Bei welchem Bindungsstil ist ein Fremdgehen möglich?

Auf den ersten Blick neigen Menschen, die eine sichere Bindung eingehen, nicht zum Fremdgehen. Es gibt aber viele verschiedene Gründe, sich für einen Seitensprung zu entscheiden, sodass es auch diese Menschen treffen kann.

Beim Blick auf die Bindungs- und Verlustangst geht man dagegen davon aus, dass nur die freiheitsliebenden Bindungsängstler untreu werden können. Wer gar nicht genug Nähe und Aufmerksamkeit vom Partner bekommen kann, würde dagegen wohl eher keinen Seitensprung wagen.

So zumindest die Annahme. Die Realität zeigt aber, dass auch Menschen mit Verlustangst fremdgehen können beziehungsweise dazu in der Lage sind, zum Beispiel, wenn sie eben jene gewünschte Aufmerksamkeit auf lange Dauer nicht erhalten.

Fremdgehen bedeutet (fast) immer einen Konflikt in der Beziehung

In einer gesunden und glücklichen Beziehung herrscht in der Regel immer eine Art Ausgeglichenheit, alles hält sich die Waage, die Beziehung zueinander ist in Balance. Wenn einer der beiden Partner aber einen unsicheren Bindungsstil hat, kann das Probleme verursachen.

Hat jemand zu viel Bindungsangst und der andere Partner wünscht sich mehr Nähe? Hier wären Konflikte vorprogrammiert und auch ein Seitensprung ist nicht unwahrscheinlich, um Bedürfnisse (sei es mehr Aufmerksamkeit und Nähe oder eben mehr Freiraum) zu realisieren.

Merke: Der Bindungsstil beeinflusst nicht direkt, ob wir fremdgehen oder nicht. Er kann aber maßgeblich beeinflussen, wie zufrieden beide Partner sind und ob die Beziehung harmonisch ist. Wenn hier etwas nicht im Einklang ist (und die Stile nicht zusammenpassen), sind Konflikte an der Tagesordnung. Konflikte wiederum können zu einem Fremdgehen führen.

Fremdgehen als Regulationsmechanismus

Das Bedürfnis nach Nähe oder nach Autonomie kann sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen also ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Das macht ihren Bindungsstil aus. Um das Bedürfnis zu erfüllen, nutzen sowohl Kinder als auch eben Erwachsene sogenannte Regulationsmechanismen.

Durch ein Fremdgehen könnte sich also eine erwachsene Person mit Bindungsangst die Autonomie zurückholen. Umgekehrt könnte das Fremdgehen für eine Person mit Verlustangst genau die Nähe bedeuten, die er oder sie sucht. Das Fremdgehen ist also eine Art Ausgleichsmechanismus für Autismus oder Nähe.

Warum gehen Menschen mit Bindungsangst fremd – Ursachen der Kindheit

Wichtig vorweg: Nicht alle Menschen mit Bindungsangst gehen fremd – auch nicht irgendwann. Es gibt unzählige Menschen mit dieser Angst, die niemals fremdgehen würden und es auch nie getan haben.

Falls du aber mit einem Partner mit Bindungsangst zusammen bist und betrogen wurdest – oder wenn du selbst Bindungsängste hast und jemanden betrogen hast (oder darüber nachdenkst), verschafft dir dieser Abschnitt zumindest Klarheit.

  • Sex nicht gleich Liebe: Bei einer Person mit Bindungsangst ist die Akzeptanz, Sex ohne Gefühle zu haben, größer. Sie können sich das durchaus vorstellen, weshalb ein Fremdgehen grundsätzlich emotional betrachtet kein Problem ist. Oft findet sich hier auch die Neigung, generell nur kurze sexuelle Beziehungen zu führen oder auch die Offenheit mehreren Sexpartnern gegenüber (offene Beziehung). Emotionale Nähe gehört aber wie gesagt nicht immer zwangsweise dazu.
  • Unabhängigkeit und Autonomie sind wichtig: Wer Bindungsängste hat, legt normalerweise großen Wert darauf, unabhängig zu sein. Das bedeutet auch, dass die Bindung zum Partner womöglich weniger intensiv und stark ist wie bei anderen Beziehungen. Ihre eigene Autonomie ist ihnen sehr wichtig.

Bindungsängstler nehmen Optionen, wann, wo und mit wem sie fremdgehen könnten, durchaus wahr. Sie sind unabhängiger, freier und wollen sich ihre Autonomie bewahren. Gleichzeitig muss Sex nicht immer nur mit Liebe einhergehen – da sind sie flexibel.

Es ist möglich, dass eine Person mit Bindungsangst daher eher fremdgeht als andere Menschen (aber natürlich ist auch das keine feste Prognose, denn jeder Mensch ist anders und wird zusätzlich von weiteren Erfahrungen geprägt).

Warum gehen Menschen mit Verlustangst fremd – Ursachen der Kindheit

Widmen wir uns nun den Personen, die unter Verlustangst leiden. Im Grunde kann Fremdgehen auch für diese Art der Bindungsstil-Personen ein Regulationsmechanismus sein.

  • Bedürfnis nach Nähe erfüllen: Durch das Fremdgehen könnten Verlustängstler damit ihr Bedürfnis nach Nähe und Aufmerksamkeit ausgleichen. Sie suchen emotionale Erfüllung.
  • Selbstwertgefühl stärken: Oft ist bei diesen Menschen das eigene Selbstbild sehr kritisch. Bestätigung von anderen Menschen tut ihnen gut, gerade, wenn die Bestätigung nicht vom eigenen Partner kommt.

Sollte es in der Beziehung mit Verlustangst ein Defizit in Bezug auf Nähe, Fürsorge und Bestätigung geben, so sind diese Personen in gewisser Weise anfälliger dafür. Sie reagieren stärker auf eben jene Emotionen und sind daher eher bereit, sich auf eine andere Person einzulassen, die diese Bedürfnisse erfüllen kann.

Gründe aus der Kindheit, die zum Fremdgehen führen können

Gründe aus der Kindheit, die zum Fremdgehen führen können

Wer sich nicht direkt wieder erkannt hat und noch nicht weiß, welcher Bindungsstil in einem schlummert, findet hier noch einige Fremdgehen-Ursachen der Kindheit. Diese haben auch hier wieder maßgeblich mit den Eltern oder den Bezugspersonen zu tun und deren Verhalten den Kindern gegenüber.

Eventuell findest du auf diese Art und Weise heraus, wo du dich selbst siehst und welchen Bindungsstil du hast. Dadurch kannst du mehr darüber herausfinden, welche Bedürfnisse nach Nähe oder eben Autismus du hast.

Ursache 1: Deine Eltern waren eher wechsellaunig

Als Kind hattest du das Gefühl, dass du bei deinen Eltern nie wusstest, wo dran du eigentlich bist. Du warst unsicher, wann du Liebe bekommst – und wann eben nicht. Wirst du belohnt? Oder gibt es eine Strafe? Ist alles in Ordnung oder gibt es Ärger?

Vielleicht haben deine Eltern viel gestritten oder ein Elternteil litt oder leidet an einer psychischen Erkrankung. Auch dann wusstest du vielleicht nie, wenn du aus der Schule kamst, wie die Stimmung zu Hause ist. Das alles hat dich unsicher werden lassen. Dein Bindungsverhalten hat sich also nicht stabil entwickeln können, du warst als Kind eher nervös und unsicher.

Dein Bindungsstil: Bindungsangst oder Verlustangst (beides ist möglich)

Bindungsangst:

  • du bist weniger verlässlich
  • in einer Partnerschaft hältst du es eher nicht so lange aus
  • du hast Probleme damit, eine feste Bindung einzugehen
  • dein Partner beschwert sich manchmal bei dir, dass er oder sie nicht weiß, woran er/sie ist

Verlustangst:

  • die wechselnde Laune deiner Eltern kompensierst du als Erwachsener damit, dass du große Sicherheit suchst
  • du bist Menschen gegenüber eher unsicher
  • du hast das Gefühl, ohne deinen Partner nicht zurechtzukommen oder leben zu können/wollen

Fremdgehen ist bei diesen zwei Bindungsstilen eine Möglichkeit, um das Bedürfnis wieder auszugleichen. Bindungsängstler wollen ihre Freiheit und Verlustängstler wollen Nähe.

Lösung: Kommunikation ist in jeder Beziehung das A und O. Bei diesen Problemen ist es aber auch wichtig, dass du einen Partner hast, zu dem dein Bindungsstil passt. Du wirst keine glückliche Beziehung mit jemandem führen können, wenn du unter Verlustangst und dein Partner unter Bindungsangst leidest.

Da helfen auch die besten Gespräche nicht, weil eure Bedürfnisse komplett gegensätzlich sind. Wenn du aber einen Partner mit einem sicheren Bindungsstil hast, kannst du offen kommunizieren, welche Bedürfnisse und Sehnsüchte du hast. So würdest du von vornherein ein mögliches Fremdgehen vermeiden.

Ursache 2: Du musstest viel zu früh erwachsen sein

Als Kind hast du keine großen Sorgen, Verpflichtungen und schon gar nicht all die Sachen vor Augen, die als Erwachsener wichtig sind. Geld, Gesundheit, Lebensmittel – all das interessiert Kinder eigentlich nicht und das ist auch gut so. Kinder sollen Kinder sein, aber leider klappt das nicht in jeder Familie.

Manchmal müssen Kinder eine eher erwachsene Rolle einnehmen. Vielleicht musstest du in deiner Kindheit sehr viele „erwachsene“ Entscheidungen treffen, für die du eigentlich noch zu jung warst. Eventuell hatten deine Eltern oder ein Elternteil auch weniger Freunde und daher hat er oder hat sie sich am liebsten sehr erwachsen mit dir unterhalten. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, aber du hast dadurch eine erwachsene Rolle eingenommen, die nicht kindgerecht war.

Eventuell lag es auch an dem großen Maß an Verantwortung, das du tragen musstest. Hat ein Elternteil zum Beispiel von dir bestimmte Fähigkeiten erwartet (zeig mir mal, wie das Smartphone funktioniert, nur dann bekomme ich den neuen Job), sodass du erwachsen reagieren musstest? Auch das ist ein mögliches Beispiel.

Dein Bindungsstil: Bindungsangst

  • da du als Kind schon stark in eine Rolle gedrängt wurdest, ist es dir als Erwachsener umso wichtiger, in deiner eigenen Rolle zu bleiben
  • du brauchst mehr Abstand als andere Menschen
  • du willst nicht all die Emotionen, Gefühle und Sorgen anderer Menschen auf dich nehmen, sondern bleibst lieber bei dir

Fremdgehen kann in dem Fall eine Möglichkeit sein, um diese Grenzen, die du dir gesetzt hast, auch einzuhalten. Du kannst sie damit wiederherstellen, wenn sie in der Partnerschaft zum Beispiel schwanken.

Lösung: Sprich mit deinem Partner, dass du in deiner Rolle bleiben möchtest und erkläre ruhig und ausführlich, welche Rolle du einnimmst. Nur durch offene Kommunikation kann dein Partner verstehen, welche Bedürfnisse du hast und welche Selbstständigkeit und welchen Freiraum du dir wünscht. Dann ist ein Fremdgehen nicht nötig, selbst, wenn die Ursachen für diesen Bindungsstil schon in der Kindheit geprägt wurden.

Ursache 3: Deine Eltern übertragen ihre Wünsche auf dich

Hast du als Kind schon Klavier gespielt, warst im Fußballverein und hattest den Plan, die Firma deines Vaters zu übernehmen? Vielleicht war es dein eigener Wunsch, aber womöglich auch der Wunsch deiner Eltern, dass du diesen Weg gehst. Manchmal laden Eltern ihren Kindern bewusst oder unbewusst ihre eigenen Wünsche auf.

Eltern entscheiden dann zum Beispiel, welches Musikinstrument du erlernen sollst oder dass du Fußball spielen musst. Vielleicht war es das gleiche Instrument, was auch die Mama gespielt hat oder Papa ist Trainer im Verein und daher musst du den gleichen Sport ausüben.

Ein weiteres Beispiel sind auch Wertvorstellungen innerhalb einer Familie. Oft wird erwartet, dass Kinder diese Vorstellungen automatisch übernehmen und zum Beispiel das Familienunternehmen leiten, wenn sie erwachsen sind. Aber sind das auch die Wünsche der Kinder?

Selbst Vorwürfe können dazukommen, wenn Eltern zum Beispiel sagen, dass sie nie schwimmen gelernt haben, weil sie sich das Bein gebrochen hatten – aber du kannst immer noch Profischwimmer werden. Das solltest du nutzen. Auch dann ist es nicht dein Wunsch, sondern der Wunsch deiner Eltern, der dir quasi aufgedrückt wurde.

Dein Bindungsstil: Bindungsangst

  • du sehnst dich nach Freiraum und Abstand
  • du willst deine eigenen Entscheidungen treffen und endlich deine eigenen Wünsche und Ziele verfolgen
  • unabhängig fühlst dich besonders wohl
  • du willst nie wieder so fremdbestimmt sein wie damals bei deinen Eltern

Fremdgehen kann auch bei dieser Kindheits-Ursache eine Lösung sein, um die Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn du in der Beziehung eingeengt wirst oder dir auch dort Wünsche „aufgedrückt“ werden, dann fühlst du dich in deine Kindheit zurückversetzt. Der Drang nach Freiheit wächst und ein Fremdgehen kann wahrscheinlicher werden.

Lösung: Sprich mit deinem Partner offen darüber, was du in der Kindheit erlebt hast. Sollte dein Partner dieses Verhalten deiner Eltern unbewusst ebenfalls an den Tag legen, ist es wichtig, dass er oder sie das auch erfährt.

Sicher steckt überhaupt nichts dahinter, aber für dich löst es sehr viele Probleme, wenn das Verhalten eingestellt wird. Sprich darüber, dass es gar nicht deine, sondern ihre oder seine Wünsche sind – und dass du dir mehr Freiraum wünscht. Dadurch hast du keinen Drang, auszubrechen.

Ursache 4: Du wurdest in der Kindheit sehr stark behütet

In einer glücklichen und sicheren Familie aufzuwachsen ist der Wunsch aller Kinder – doch es gibt auch Situationen, in denen es „zu viel“ ist. Zu viel Nähe, zu viel Enge, keine Selbstständigkeit.

Als du klein warst, hast du es sicher sehr genossen, dass du sehr behütet aufgewachsen bist. Mit der Zeit wächst bei Kindern aber oft der Drang, unabhängiger zu werden.

Wurde dieser Drang von deinen Eltern oder einem Elternteil unterdrückt, dann kann sich ebenfalls ein unsicherer Bindungsstil entwickeln. Du hast dich nicht als eigene Individualität entwickelt, sondern bleibst fest mit deinen Eltern verbunden.

Du hattest vielleicht auch nur Probleme damit, dich zu lösen, weil du eine sehr enge Bindung zu deinen Eltern hast oder hattest. Daran ist grundlegend gar nichts falsch, aber wenn du auch als junger Erwachsener einfach nicht loslassen konntest oder wolltest und auch nicht dazu ermutigt wurdest, dann kann das in einer Unsicherheit in Beziehungen münden. Du hast nie richtig gelernt, eigenständig zu sein und das überträgt sich im Anschluss auf deinen Beziehungsstil.

Dein Bindungsstil: Verlustangst

  • du fühlst dich schrecklich, wenn dein Partner nicht bei dir ist
  • du hast das ständige Bedürfnis zu wissen, wo dein Partner gerade ist
  • am liebsten würdest du ständige Nachrichten erhalten oder deinen Partner sogar kontrollieren wollen
  • will dein Partner Grenzen setzen, fühlt sich das für dich wie ein Schlag an, du hast das Gefühl, nicht mehr geliebt zu werden
  • du kannst dich ohne deinen Partner selbst nicht so gut „spüren“

Wurdest du in deiner Kindheit sehr stark behütet – schon viel zu stark – dann hat sich daraus ein extremes und eher ungesundes Bedürfnis nach Nähe entwickelt. Das überträgst du auf deine Beziehung und engst deinen Partner womöglich ein. Bekommst du nicht die Nähe zurück, die du erwartest, kann es sein, dass sich Menschen mit diesem Bindungsstil in einen Seitensprung oder eine Affäre flüchten, um ihr Bedürfnis zu kompensieren.

Lösung: Wenn dein Partner einen sicheren Bindungsstil hat, kannst du über deinen Wunsch nach Nähe offen sprechen und deine Bedürfnisse klar formulieren. Beachte aber, dass sie nicht immer zu erfüllen sind, wenn es um zu viel Nähe oder Kontrolle geht. Ist dein Partner dagegen eine Person mit Bindungsangst, wird auch ein Gespräch nicht so viele Probleme lösen, da eure Bindungsstile gegensätzlich sind.

Kann ich meinen Bindungsstil ändern?

Die Kindheit prägt uns alle – so viel steht fest. Durch die Kindheit entwickeln wir unsere Bindungsstile und diese bringen wir in unsere Beziehungen mit. Das muss nicht immer im Fremdgehen enden, aber Konflikte können vorprogrammiert sein, wenn Bedürfnisse nicht erfüllt werden und zu wenig oder gar keine Kommunikation stattfindet.

Die Frage, die sich natürlich logischerweise stellt: Kann ich meinen eigenen Bindungstyp verändern? Die gute Nachricht: Ja, das ist möglich.

  1. Beziehungsmuster identifizieren: Zuerst solltest du herausfinden, welches Beziehungsmuster du aktuell hast und welcher Bindungstyp du bist. Finde heraus, ob es Muster gibt.
  2. Am Selbstwertgefühl arbeiten: Alle unsicheren Bindungsstile haben eine Gemeinsamkeit – und zwar ein geringeres Selbstwertgefühl. Das ist also der nächste wichtige Schritt für dich, um den Bindungsstil zu ändern. Du musst lernen, dich selbst anzunehmen, aber auch Wertschätzung und Liebe für dich zu empfinden. Sorge für dich und verlasse dich nicht auf den Partner, um dich zu fühlen.
  3. Öffne dich deinen Bedürfnissen: Angst ist immer präsent, wenn es um unsichere Bindungsstile geht. Du hast zum Beispiel Angst, deinen Partner zu verlieren oder Angst, nicht genügend Freiraum zu haben. Wichtig ist in beiden Fällen, dass du dich sicherer fühlst, aber dafür musst du dir bewusst machen, was deine konkreten Bedürfnisse und Wünsche sind. Setze Grenzen und lerne, durchsetzungsfähiger zu sein. Sprich außerdem offen über deine Bedürfnisse, aber arbeite nicht mit versteckten Andeutungen oder Manipulationen.
Beziehungscoach Florian Pohl

Beziehungsexperte Florian Pohl von Love Repair

Ob Coaching, Einzeltherapie, Familien- oder Paartherapie – die Unterstützung durch einen Psychologen oder Coach kann eine sinnvolle Ergänzung sein, eine gesunde Beziehung zu fördern. Vielleicht ist dein Hauptproblem die Kommunikation und dein Partner wäre absolut verständnisvoll für deine Wünsche? Finde es durch die externe Hilfe heraus. Eventuell hast du auch Probleme damit, noch zu erkennen, was deine Beziehungsmuster sind. Auch hier können Experten oder ein Coaching helfen.

Florian Pohl

Ich bin Florian Pohl, ein leidenschaftlicher Beziehungscoach, Autor und Ex zurück Experte bei Love-Repair. Ich habe mich darauf spezialisiert, Einzelpersonen und Paaren zu helfen, erfüllendere und harmonischere Beziehungen aufzubauen. Mit mehr als 6 Jahren Erfahrung in der Beziehungsberatung und mehreren veröffentlichten Büchern und Artikeln zum Thema Beziehungsdynamik und Kommunikation, verfüge ich über das Wissen und die Werkzeuge, um dir bei deinen Beziehungszielen zu helfen.
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