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Partner triggert Verlustangst: Ursachen, Anzeichen & hilfreiche Tipps zur Bewältigung

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Verlustangst wird oft durch frühere Traumata, wie Vernachlässigung in der Kindheit, ausgelöst und kann durch wiederholte Trigger in Beziehungen verstärkt werden.
  • Körperliche Symptome wie Atemprobleme oder Übelkeit begleiten oft die emotionale Belastung durch Verlustängste.
  • Die Angst führt häufig zu übersteigerten Gedankenmustern, etwa der Sorge, dass der Partner fremdgeht oder sich distanziert.
  • Um Verlustangst zu bewältigen, hilft es, die eigenen Gedanken zu reflektieren, an Selbstwertgefühl zu arbeiten und professionelle Unterstützung zu suchen.

Macht es dich nervös, zu wissen, dass dein Partner/ deine Partnerin in ein paar Tagen einen Jungs- beziehungsweise Mädelsabend haben wird und du absolut keine Ahnung hast, was er/ sie während dieser Zeit machen wird? Verfällst du fast schon in eine Art „Kontrollwahn“, der dich dazu zwingt, immer möglichst genau wissen zu müssen, was er/ sie gerade macht?

Und hast du bei jeder Autofahrt, die er/ sie allein unternimmt, Angst, dass er/ sie in einen tödlichen Unfall verwickelt sein könnte? In diesem Fall könnte es sein, dass du unter einer gesteigerten Verlustangst leidest.

Es gibt viele Menschen, die sich jeden Tag aufs Neue mit diesem Problem auseinandersetzen müssen. Genau das soll den Leidensdruck, den die Betroffenen ausgesetzt sind, jedoch nicht kleinreden. In diesem Artikel erfährst du unter anderem, wie du mit Verlustängsten umgehen kannst, die im schlimmsten Fall sogar deine Beziehung gefährden könnten.

Umso wichtiger ist es, hier frühzeitig gegenzusteuern und sich eventuell auch zu fragen, wo die besagten Verlustängste eigentlich herkommen. Auch hierzu findest du in den folgenden Abschnitten einige Denkansätze.

Woher kommt eigentlich meine Verlustangst?

Diese Frage wird mir auch im Rahmen meiner Coachings immer wieder gestellt. In einem Artikel wie diesem kann ich sie dir jedoch nicht beantworten. Hierbei handelt es sich um ein sehr individuelles Thema, das – auch gerade in psychologischer Sicht – von mehreren Seiten beleuchtet werden sollte.

In vielen Fällen werden Verlustängste durch ein frühes Trauma hervorgerufen beziehungsweise „gefüttert“. Menschen, die unter Verlustangst leiden, fürchten unter anderem,… :

  • zurückgewiesen zu werden
  • ihren Partner „aus heiterem Himmel“ zu verlieren
  • dass ein schlimmes Ereignis, wie zum Beispiel der Tod eines geliebten Menschen, dafür sorgt, dass sie allein sind.

Je nach Intensität der Verlustangst kann es sein, dass Gedanken wie diese die betreffenden Personen nicht nur nervös machen, sondern auch zusätzlich für körperliche Reaktionen sorgen.

In den meisten Fällen wurde die Basis für eine Verlustangst in der Kindheit eines Menschen gelegt. Danach braucht es oft nur einen kleinen Auslöser, um einen neuen Trigger zu setzen.

Ein typisches Beispiel: Wer als Kind von seinen Eltern oft alleingelassen wurde, Angst hatte und sich einsam gefühlt hat, reagiert oft sehr „empfindlich“, wenn sich der Partner oder die Partnerin über einen längeren Zeitraum nicht meldet oder zu spät von der Arbeit nach Hause kommt.

Die Angst, die du dann als Erwachsener verspürst, ist eigentlich die Angst aus deiner Kindheit. Einige Experten sprechen in diesem Zusammenhang vom „inneren Kind“, das sich meldet, weil es damals schlechte Erfahrungen gesammelt hat.

Und auch, wenn es sich ein wenig befremdlich anhören mag, ist der Mensch hier ein „Gewohnheitstier“. Das bedeutet: Wenn du es gewohnt warst, Angst zu haben, wenn du allein bist, vermittelt es dir ein Gefühl von Kontinuität, auch jetzt, im Erwachsenenalter noch Angst zu haben.

Es gibt sogar Studien, die eingehend untersuchen, ob beziehungsweise warum sich manche Menschen immer wieder Partner/ Partnerinnen suchen, die ihnen das Gefühl vermitteln, das ihnen damals ihre Eltern (oder andere Bezugspersonen) vermittelt haben.

„Das ist doch alles gar nicht so schlimm!“ – Warum viele andere deine Verlustangst nicht verstehen (können)

Vorweg: Die Tatsache, dass viele Menschen deiner Verlustangst offenbar mit Unverständnis begegnen, bedeutet nicht, dass sie keine Lust hätten, dich zu verstehen. Wer jedoch in einer sicheren Umgebung und gut behütet groß geworden ist, hat so gut wie immer Schwierigkeiten damit, die Gefühlswelt eines Menschen mit Verlustangst nachzuvollziehen.

Wenn du nervös wirst, weil dein Partner/ deine Partnerin sich fünf Minuten nach Feierabend „immer noch nicht“ gemeldet hat, bleiben andere tiefenentspannt. (Zum Vergleich: Wäre es dir hier möglich, das Ganze rational zu betrachten, würden dir ganz sicher gleich mehrere Gründe einfallen, warum der „Es ist alles okay!“-Anruf etwas später eintreffen wird. Da du jedoch – aller Wahrscheinlichkeit nach – ein Trauma verarbeiten musst, gestaltet sich das Ganze nicht ganz so einfach.

Besonders deutlich wird dies, wenn du dir in Erinnerung rufst, dass das Trauma deiner Kindheit nicht darin bestand, auf einen kurzen Anruf zu warten. Vielmehr sind Kinder auf ihre Bezugspersonen angewiesen, weil diese für sie absolut überlebenswichtig sind.

Denke an deine Kindheit zurück

Hast du damals – wenn auch unbewusst – um dein Leben gefürchtet, weil deine Eltern nie da waren, wenn du Angst hattest und sie brauchtest, kann sich dies im Erwachsenenalter in einer manifestierten Verlustangst widerspiegeln.

Und spannenderweise bringt es dir nichts, dass du heute, als erwachsene Person, dazu in der Lage bist, alles deutlich rationaler zu bewerten. Die Gefühlswelt läuft bereits Sturm, bevor du dich überhaupt fragen kannst, ob es nicht vielleicht eine absolut nachvollziehbare Erklärung für einen verspäteten Anruf geben könnte.

Und selbst, wenn du versuchst, dich zu beruhigen, kommen Botschaften wie „Vielleicht hat er/ sie einfach später Feierabend gemacht?“ oder „Vielleicht hat er/ sie gerade keinen Empfang?“ nicht an. Du befindest dich deiner Meinung nach in einer Situation, die deine Existenz bedroht. Diese Tatsache kann sich anhand unterschiedlicher Symptome zeigen.

Wenn die Verlustangst getriggert wird: Auf diese Symptome solltest du achten

Jeder Mensch ist anders. Dies führt dazu, dass sich Verlustangst in unterschiedlichen Facetten zeigen kann. Grundsätzlich reagieren die meisten betroffenen Personen jedoch emotional, physisch und mit ihren Gedanken.

Für den Bereich der Emotionen bedeutet dies, dass deine tief liegenden Ängste getriggert werden. Je nach Ausprägung entwickeln manche sogar hin und wieder eine Panikattacke. Parallel dazu verspürst du, neben der Verzweiflung, vielleicht auch Trauer und Wut. Das „eine, klassische Gefühl“ der Verlustangst gibt es nicht.

Besonders belastend ist natürlich auch der Umstand, dass deine Gedanken bei akuter Verlustangst verrückt spielen. Du malst dir unterschiedliche Szenarien aus, indem du zum Beispiel annimmst, dass dein Partner/ deine Partnerin fremdgeht, in einen schlimmen Unfall verwickelt war usw..

Die emotionalen Reaktionen im Mix mit Gedanken dieser Art können zu guter Letzt zu jeder Menge physischer Reaktionen führen. Manche Betroffene leiden unter Atemproblemen, andere unter Übelkeit und wieder andere unter Verdauungsbeschwerden.

(Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass Beschwerden dieser Art auch eine körperliche Ursache haben können. Am besten wendest du dich im Zweifel – und gerade auch bei starken oder länger anhaltenden Symptomen an deinen Hausarzt.)

Wenn nicht nur ein Partner/ eine Partnerin in der Vergangenheit deine Verlustangst getriggert hat

Frei nach dem Motto „Die Geschichte wiederholt sich!“ bemerken viele Menschen, dass sie irgendwie immer wieder an dieselben Menschen geraten, mit denen sie sich auf eine Beziehung einlassen.

Hierbei muss es sich nicht zwangsläufig um Zufall handeln. Möglicherweise hast du in der Vergangenheit viele (negative) Sätze in dir manifestiert, die früher oder später dazu führen, dass dein Partner/ deiner Partnerin deine Verlustängste triggert.

Typische Beispiele, die sich viele Betroffene immer wieder (wenn auch unterbewusst) vorsagen, sind unter anderem:

  • „Er/ sie wird sich eh nicht mehr melden.“
  • „Ohne ihn/ sie bin ich verloren.“
  • „Bald wird er/ sie mich verlassen.“

usw.. Das Problem, das sich hierhinter verbirgt: Bei den manifestierten Sätzen kann es sich um selbsterfüllende Prophezeiungen handeln. Was sich für viele im ersten Moment wie „Hokus Pokus“ anhören mag, sorgt gegebenenfalls dafür, dass du die entsprechenden Sätze irgendwann selbst glaubst, so verinnerlichst, dass du dich anders verhältst und damit auch dein Außen beeinflusst.

Das bedeutet, dass du mit einer Grundstimmung dieser Art auch Menschen anziehen wirst, die dazu in der Lage sind, deine alten Traumata immer wieder neu zu beleben. Gleichzeitig reagierst du extrem sensibel, wenn sich dein Partner/ deine Partnerin in irgendeiner Form distanziert. Diskussionen sind hier fast schon vorprogrammiert.

Ein klassisches Beispiel dafür, wie mächtig manifestierte Sätze sind? Bleiben wir bei dem Szenario, dass er/ sie länger arbeiten muss und es nicht schafft, sich pünktlich bei dir zu melden. Du wirst nervös und irgendwie auch wütend. Meldet er/ sie sich dann verspätet, machst du deinem Ärger Luft. Und genau das wird dein Gegenüber sicherlich nicht auf sich sitzen lassen.

Das bedeutet: Ihr verstrickt euch in eine Diskussion, die am Ende eventuell dazu führt, dass du noch sensibler in Bezug auf etwaige Trennungszeichen wirst und er eine Art „Trotz“ gegen dein Bevormunden entwickelt. Auf diese Weise schaukelt sich die Situation innerhalb der betreffenden Beziehung nach und nach hoch.

Getriggerte Verlustangst durch immer wiederholende Traumata

Du siehst: Der Umstand, dass du immer wieder an Partner/ Partnerinnen gerätst, die es offensichtlich schaffen, deine Verlustangst derart zu triggern, resultiert nicht daraus, dass du dir immer wieder „die Falschen“ aussuchst, sondern vielmehr aus den falschen Glaubenssätzen, die du dir immer wieder einredest.

Gleichzeitig befasst sich der Bereich der Psychologie in diesem Zusammenhang immer wieder mit dem Thema „sich wiederholende Traumata“. Viele Menschen neigen dazu, Traumata, die sie einmal erlebt haben, immer wieder zu wiederholen. Und das aus zwei Gründen:

1. Ein Trauma, das der Mensch bereits kennt, ist zwar schmerzhaft, kann ihn auf der anderen Seite aber auch nicht mehr überraschen. Wer es gewohnt ist, immer wieder mit seiner Angst, verlassen zu werden, konfrontiert zu sein, sucht sich oft einen Partner/ eine Partnerin, die die entsprechenden Erwartungen erfüllt.
2. Manche Menschen lassen sich bewusst auf einen Menschen ein, bei dem ihnen von vornherein klar ist: „Er/ sie wird mich verletzen!“, weil sie in eine Art Konfrontationstherapie mit sich selbst gehen möchten. Sie wollen sich beweisen, dass sie dazu in der Lage sind, sich zu wehren und das Trauma ganz allein aufzulösen. Oft zeigt sich hierbei jedoch, dass es dazu mehr als nur den „guten Vorsatz“ braucht.

Fest steht: Es verwundert nicht, dass Menschen, die unter einer Verlustangst leiden, dementsprechend besonders oft mit Menschen mit Bindungsangst zusammen sind. Beides bedingt sich gegenseitig und hält sich somit auch ein Stück weit gegenseitig am Leben.

Er/ sie kommt zurück: Wurde die Trennungsangst umsonst getriggert?

So gut wie jeder Mensch, der unter Trennungsangst leidet, kennt das Gefühl: Nach jeder Menge emotionalem Stress kommt er/ sie endlich wieder. Sei es über einen Anruf, eine Entschuldigung oder über ein „Komm, wir versuchen es noch einmal!“. Sätze wie „Hätte ich mich doch nur nicht so aufgeregt!“ oder „Alles war umsonst. Nun ist alles wieder gut!“ gehören hierbei oft zum Standard.

Vor allem dann, wenn sich ein Mensch mit Bindungsangst von einem Menschen mit Trennungsangst losgesagt hat, passiert es oft, dass die Person, die unter Bindungsangst leidet, wieder zurückkommt – und zwar genau dann, wenn es die Person mit Trennungsangst geschafft hat, sich auf sich selbst zu konzentrieren.

Hierfür gibt es einen einfachen Grund: Wenn du dem Menschen, der unter Bindungsangst leidet, die Freiheit zugestehst, die dieser sich wünscht, wird dieser – aller Wahrscheinlichkeit – dir gegenüber wieder offener sein. Wenn du weiterhin an eurer Beziehung arbeiten und ihn/ sie zurückgewinnen möchtest, solltest du genau jetzt jedoch vorsichtig sein.

Denn: Die Wahrscheinlichkeit, dass du mit allzu viel Emotion alles wieder kaputt machst, ist groß.

Versuche, dich von alten Mustern zu verabschieden, indem du deinen Ex-Partner/ deine Ex-Partnerin, der/ die unter Bindungsangst leidet, nicht „überfällst“. Setze auf eine eher distanzierte (und dennoch freundliche) Annäherung und zeige so, dass du dazu bereit bist, dich zu ändern. Im Idealfall wagt ihr beide dann einen zweiten Versuch.

So solltest du dich jetzt verhalten, wenn deine Verlustangst getriggert wird

Um sicherzustellen, dass bei der „zweiten Runde“ nicht wieder dieselben Situationen entstehen, ist es wichtig, zu wissen, wie du im Falle einer akuten Verlustangst reagieren solltest.

Die folgenden Tipps helfen dir hier ganz sicher weiter:

1. Bringe deine Gedanken zu Papier!

Wenn du bemerkst, dass du deinen Partner/ deine Partnerin am liebsten anrufen und ihm/ ihr eine Szene machen möchtest, halte dich zurück und schreibe alles, was du denkst, auf. Somit kannst du deine Emotionen gut verarbeiten, ohne ihn/ sie eventuell zu verschrecken.

2. Versuche, dich in die Lage deines Partners/ deiner Partnerin hineinzuversetzen.

Oft hilft auch ein Perspektivwechsel. Überlege dir, wie es sich anfühlen muss, von einem Menschen derart kontrolliert zu werden. Möchtest du das der Person, die du liebst, wirklich antun?

3. Nimm bei Bedarf Hilfe in Anspruch. 

Niemand hat behauptet, dass du mit deiner Trennungsangst selbst fertig werden müsstest. Frage bei Bedarf Freunde um Hilfe oder sprich mit einem Coach, einem Psychologen oder einem anderen Experten.

4. Stärke dein Selbstwertgefühl und fokussiere dich auf dich selbst.
5. Höre deinem Partner/ deiner Partnerin zu, wenn er/ sie über seine/ ihre Gefühle zum Thema spricht.

Mit einem Menschen mit Bindungsangst zusammen zu sein, kann schnell zu einer enormen Belastung werden.

Sei außerdem auch deinem Partner/ deiner Partnerin gegenüber ehrlich. Wenn er/ sie weiß, was dich umtreibt, kann er/ sie gegebenenfalls besser mit dem Thema umgehen. Letztendlich ist es jedoch deine „Aufgabe“ diese Herausforderung zu bewältigen. Dein Partner/ deine Partnerin kann dir lediglich beistehen. Gern können wir dieses Thema auch im Rahmen eines individuellen Coachings noch weiter besprechen.

Florian Pohl

Ich bin Florian Pohl, ein leidenschaftlicher Beziehungscoach, Autor und Ex zurück Experte bei Love-Repair. Ich habe mich darauf spezialisiert, Einzelpersonen und Paaren zu helfen, erfüllendere und harmonischere Beziehungen aufzubauen. Mit mehr als 6 Jahren Erfahrung in der Beziehungsberatung und mehreren veröffentlichten Büchern und Artikeln zum Thema Beziehungsdynamik und Kommunikation, verfüge ich über das Wissen und die Werkzeuge, um dir bei deinen Beziehungszielen zu helfen.
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