Toxische Beziehung heilen – geht das überhaupt?
Toxische Beziehungen gibt es nicht erst seit ein paar Jahren. Auch, wenn das Thema mittlerweile, sicherlich auch aufgrund der Medien, deutlich präsenter ist, als es noch vor einigen Jahren der Fall war, wäre es sicherlich naiv, anzunehmen, dass viele Menschen nicht schon früher unter dieser Art von Verbindung gelitten haben.
Vielleicht befindest du dich aktuell in einer toxischen Beziehung und weißt nicht, wie du dich hieraus befreien sollst? Möglicherweise möchtest du dir und deinem Partner beziehungsweise deiner Partnerin noch eine Chance geben und bist unsicher, ob genau das funktionieren kann?
Selbstverständlich könnte es auch sein, dass es in deinem Freundeskreis eine toxische Beziehung gibt und du dich fragst, wie du helfen kannst? In all diesen Fällen ist es ratsam, weiterzulesen.
Denn: Auch, wenn selbstverständlich jede Partnerschaft individuell ist, gibt es einige Standards, die sich in den meisten toxischen Beziehungen wiederholen.
Der Vorteil: Wer weiß, wie eine toxische Beziehung funktioniert, kann gegebenenfalls auch besser verstehen, wie es möglich sein kann, diese zu heilen. Nicht jede Partnerschaft dieser Art ist zum Scheitern verurteilt. Dennoch solltest du dir immer wieder in Erinnerung rufen, dass eine Beziehung generell auch Arbeit bedeutet. Im Falle einer toxischen Beziehung wird das Ganze zu einer besonderen Herausforderung.
Was ist eine toxische Beziehung?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist eine toxische Beziehung?
- 2 Kann man eine toxische Beziehung heilen?
- 3 Wie funktioniert eine Paartherapie bei einer toxischen Beziehung?
- 4 Toxische Beziehung in Einzeltherapie heilen? Was bedeutet das?
- 5 Achtung! Auch die Trennung von einem toxischen Partner/ einer toxischen Partnerin ist nicht zwangsläufig einfach… , aber wichtig für die Heilung
- 6 Die Zeit danach… eine besondere Phase des Heilungsprozesses
- 7 Fazit
In einer Umfrage aus dem Jahr 2021 gaben 36 % der Befragten an, mindestens einmal im Leben in einer toxischen Beziehung gewesen zu sein.
Du möchtest eine vermeintlich toxische Beziehung heilen? Dann ist es im ersten Schritt wichtig, herauszufinden, ob es sich bei der entsprechenden Verbindung überhaupt um eine toxische Beziehung handelt. Die folgenden Anzeichen sprechen dafür:
- Du fühlst dich bei deinem Partner/ deiner Partnerin nicht sicher, weil du schlicht nicht weißt, woran du bist. In einem Moment seid ihr glücklich und im nächsten Moment hast du Angst, er/ sie könnte seine/ ihre Koffer packen und ausziehen.
- Du leidest unter Minderwertigkeitskomplexen und weiß nicht, ob du gut genug bist. Zunächst gilt es, zu berücksichtigen, dass es sich hierbei selbstverständlich um eine menschliche Eigenschaft handelt. Viele Personen stellen sich immer wieder infrage. Wenn du jedoch jeden Tag von deinem Partner/ deiner Partnerin darauf hingewiesen wirst, was mit dir angeblich nicht stimmt, kann dies zu gesteigerten Selbstzweifeln führen.
- Du hast Schwierigkeiten damit, Vertrauen aufzubauen. Dein Partner/ deine Partnerin verspricht dir, dich nach einer Party abzuholen und du begibst dich schon jetzt auf die Suche nach Alternativen? Menschen, die in toxischen Beziehungen leben, sind es gewohnt, auf sich selbst gestellt zu sein… auch, wenn ihnen im Vorfeld etwas anderes suggeriert wurde.
- Du tust Dinge, die du eigentlich nicht tun möchtest. Jeder Mensch hat Grenzen und das Recht darauf, dass diese eingehalten werden. Innerhalb einer toxischen Beziehung werden diese häufig überschritten.
- Du fühlst dich schwach. In toxischen Beziehungen gibt es meist einen Part, der als das Opfer angesehen werden kann. Er wird vom scheinbar stärkeren Part dominiert und hat keine Möglichkeit, sich frei zu entfalten.
Bitte beachte, dass es sich hierbei um einige klassische Anhaltspunkte handelt. Toxische Beziehungen sind sehr individuell und können sich dementsprechend auf unterschiedliche Weise zeigen. Wenn du 100%ige Sicherheit haben möchtest, solltest du dich an einen Therapeuten wenden.
Kann man eine toxische Beziehung heilen?
Vor allem Außenstehende haben häufig Schwierigkeiten damit, nachzuvollziehen, wie sich ein Mensch, der sich in einer toxischen Beziehung befindet, wünschen kann, diese zu retten. Sätze, die in diesem Zusammenhang besonders häufig fallen, sind:
- „Du musst ihn/ sie verlassen. Du hast etwas Besseres verdient.“
- „Wie lange möchtest du dich noch so behandeln lassen?“
- „Hast du mit ihm/ ihr bereits über die Thematik gesprochen?“
- „Er/ sie wird sich nie ändern. Er kann froh sein, wenn du bei ihm/ ihr bleibst.“
Die gute Nachricht ist jedoch, dass es theoretisch durchaus möglich ist, eine toxische Beziehung zu heilen. Vor allem dann, wenn bei beiden Parteien eine gewisse Einsicht vorhanden ist, stehen die Chancen nicht schlecht.
Aber was bedeutet dies eigentlich im Detail? Als Grundvoraussetzung gilt, dass der toxische Part (in den meisten Fällen handelt es sich hierbei um den Mann) dazu in der Lage sein muss, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen und zu reflektieren. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei vielen Betroffenen jedoch um Narzissten handelt, fällt genau das sehr schwer.
Wichtig ist es, zu erkennen, dass die Grundlage der toxischen Beziehung im eigenen Verhalten liegt und dass es eine entsprechende Veränderung braucht, um auch die Beziehung heilen zu lassen.
Zudem können die folgenden Tipps dabei helfen, im Zusammenhang mit der möglichen Heilung einer toxischen Beziehung etwas klarer zu sehen.
Die Wurzeln toxischer Beziehungen liegen oft vergleichsweise tief. Daher braucht es oft etwas mehr Zeit, um zu ihnen vorzudringen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es durchaus möglich ist, eine toxische Beziehung, die sich gegebenenfalls noch in den Anfängen befindet, zu heilen, indem das Kommunikationsmuster optimiert und gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird.
Zur Heilung einer toxischen Beziehung gehört es jedoch auch, zu erkennen, wann es nicht mehr möglich ist, sich eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Wer sich vor Augen führt, wie sehr es die eigene Lebensqualität beeinflussen kann, in einer toxischen Beziehung zu leben, erkennt schnell, dass es irgendwann wichtig wird, zum richtigen Zeitpunkt die Reißleine zu ziehen. Wann genau dieser Zeitpunkt gekommen ist, entscheidest du (sofern du in der Partnerschaft das „Opfer“ bist) selbstverständlich allein.
Wie funktioniert eine Paartherapie bei einer toxischen Beziehung?
Wenn du eine toxische Beziehung heilen möchtest, du jedoch bemerkst, dass ihr beide an eure Grenzen kommt, bietet sich immer noch die Möglichkeit, einen Therapeuten mit ins Boot zu holen. Dieser kann im Rahmen der Therapie unter anderem feststellen, ob noch Hoffnung besteht oder dir bzw. euch den Weg zu einer möglichst harmonischen Trennung aufzeigen.
Wie bereits erwähnt, ist es jedoch auch hier unglaublich wichtig, dass dein Partner/ deine Partnerin und du an einem Strang ziehen und sich der Problematik bewusst sind. Zudem müsst ihr beide mutig genug sein, all das, was euch bedrückt, vor dem Therapeuten anzusprechen.
Grundsätzlich gilt: Paartherapien spielen im Leben vieler Menschen eine wichtige Rolle. Toxische Beziehungen nehmen in diesem Zusammenhang jedoch einen besonderen Stellenwert ein, weil hier meistens mindestens eine Person beteiligt ist, die Schwierigkeiten damit hat, sich der Therapie gegenüber zu öffnen. Typische Sätze, die in diesem Zusammenhang immer wieder fallen können, sind:
- „Wir brauchen keine Therapie.“
- „Du machst das eine Mücke einen Elefanten.“
- „Dass wir Probleme haben, liegt nicht an mir, sondern allein an dir.“
Es braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass es fast unmöglich ist, den Heilungsprozess einer toxischen Beziehung mit einem Menschen zu starten, der hieran offenbar kein Interesse hat und nicht dazu in der Lage ist, sich selbst zu reflektieren.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass du eine Therapie, die dir dabei helfen kann, eine toxische Beziehung zu heilen, nicht zwangsläufig zusammen mit deinem Partner/ deiner Partnerin starten musst. Wenn sich zeigt, dass er/ sie absolut kein Interesse daran hat, teilzunehmen, hast du auch die Möglichkeit, Einzelstunden zu buchen.
Toxische Beziehung in Einzeltherapie heilen? Was bedeutet das?
Wenn du dir den vorangegangenen Text aufmerksam durchgelesen hast, weißt du, dass es nur möglich ist, eine toxische Beziehung als Paar zu heilen, wenn beide dazu bereit sind, an sich zu arbeiten. Und selbst dann kann dir niemand eine 100%ige Garantie dafür geben, dass alles glatt läuft.
Wenn dein Partner/ deine Partnerin sich allerdings nicht helfen lassen möchte, hast du die Möglichkeit, die Vorteile einer Einzeltherapie zu nutzen. Genau das kann es dir ermöglichen, selbstständig die Wunden zu heilen, die dir in der Vergangenheit zugefügt wurden.
Hierbei profitierst du dann unter anderem von den folgenden Details:
- Du musst dich nicht mit deinem Partner/ deiner Partnerin über die perfekten Termine abstimmen, sondern kannst selbst entscheiden, wann du zur Therapie gehen möchtest.
- Vielen Menschen fällt es deutlich leichter, in Abwesenheit ihres Partners/ ihrer Partnerin über Missstände innerhalb der Beziehung zu sprechen.
- Das Gefühl, sich dem Therapeuten gegenüber öffnen zu können, ohne dem Partner/ der Partnerin gegenüber Rechenschaft ablegen zu müssen, hilft oft dabei, näher zu den Wurzeln der toxischen Beziehung vorzudringen.
- Der Therapeut kann sich im Rahmen einer Einzeltherapie vollends auf dich konzentrieren und dir unter anderem dabei helfen, dein Selbstbewusstsein wieder aufzubauen.
- Im Rahmen einer Einzeltherapie ist es häufig auch möglich, Tipps für einen harmonischeren Alltag zu übermitteln. Vor allem dann, wenn die toxische Beziehung noch nicht allzu weit fortgeschritten ist, ist es so häufig möglich, den Täter/ die Täterin in die Schranken zu weisen.
Letztendlich ist es unter anderem auch das Ziel einer solchen Therapie, sich über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse klar zu werden. So steht über allem in gewisser Weise die Frage: „Möchte ich weiter an meiner Beziehung arbeiten oder mich auf das Leben danach vorbereiten?“.
Und genau das brauchen viele, die sich vorgenommen haben, eine toxische Beziehung zu heilen: Klarheit. Wer weiß, was er von der Zukunft erwartet und wie er diese gestalten möchte, verfügt häufig über das Potenzial, die nächsten Schritte fundiert – gegebenenfalls mit der Unterstützung eines Therapeuten – zu planen.
Manchmal zeigt sich in diesem Zusammenhang jedoch, dass es schlicht nicht möglich ist, weiterhin auf eine Partnerschaft mit einem Menschen zu setzen, der sich offenbar keiner Schuld bewusst ist und dementsprechend auch keine Lust hat, an sich zu arbeiten. Die Entscheidung, sich zu trennen, wird manchmal „wie aus heiterem Himmel“ getroffen, kann jedoch auch das Ergebnis eines längeren Prozesses sein.
Achtung! Auch die Trennung von einem toxischen Partner/ einer toxischen Partnerin ist nicht zwangsläufig einfach… , aber wichtig für die Heilung
Die Trennung von einem toxischen Partner/ einer toxischen Partnerin wird häufig als Befreiungsschlag angesehen. Allerdings braucht es in der Regel einige Zeit, um genau das zu erkennen. Die Tatsache, dass du dich in einer Partnerschaft dieser Art nicht wohlfühlst, bedeutet nicht, dass es leicht wäre, zu gehen.
Es gibt viele Gründe, die bewirken können, dass du dich zu deinem Ex-Partner/ deiner Ex-Partnerin noch hingezogen fühlen könntest.
- Möglicherweise habt ihr vor der Trennung bereits mehrere Jahre miteinander verbracht und euch dementsprechend aneinander gewöhnt. Bricht dieser Teil in deinem Leben weg, könnte es sein, dass du dich auf einmal leer fühlst.
- Vielleicht hast du gerade in letzter Zeit auch viel Zeit investiert, um deinen Partner/ deine Partnerin zu verändern? Wenn du dich dann doch dazu entscheidest, zu gehen, gestehst du dir selbst beziehungsweise euch ein, dass genau dieses Projekt gescheitert ist. Der Vollständigkeit halber sei jedoch erwähnt, dass es grundsätzlich keine gute Idee darstellt, einen anderen Menschen verändern zu wollen.
- Vielleicht hast du auch Angst davor, in Zukunft allein zu sein? Genau dieses Thema spielt in zahlreichen toxischen Beziehungen eine besonders wichtige Rolle. Unter anderem versuchen auf diese Weise auch viele Narzissten, ihre Opfer bei sich zu halten. Sie werden nicht müde, ihnen so suggerieren, dass diese ohne sie an ihrer Seite nicht dazu in der Lage wären, ihren Alltag zu bestreiten.
Die oben genannten Punkte zeigen auf, dass es definitiv auch nicht leicht ist, sich aus einer toxischen Beziehung zu lösen. Wenn du bemerkst, dass eine Trennung dieser Art deinen Alltag über einen langen Zeitraum negativ beeinflusst und deine Lebensqualität leidet, solltest du nicht zögern und stattdessen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Die Zeit danach… eine besondere Phase des Heilungsprozesses
Es ist passiert! Du hast beschlossen, deinen Partner/ deine Partnerin zu verlassen und ihm/ ihr die Botschaft bereits übermittelt. Vielleicht wurdest du in diesem Zusammenhang auch mit etlichen Schuldzuweisungen überhäuft. Immerhin ist dein Partner/ deine Partnerin der Meinung, nichts falsch gemacht zu haben.
Nun ist es jedoch wichtig, stark zu bleiben und zu sich selbst zu stehen. Je besser das gelingt, desto unkomplizierter wird wahrscheinlich auch der Heilungsprozess verlaufen. Selbstverständlich kannst du dich auch in der Zeit nach dem Herauslösen aus einer toxischen Beziehung von einem Therapeuten begleiten lassen. Vielen Menschen bringt es Sicherheit, zu wissen, dass sie nicht allein sind.
Die folgenden Tipps helfen dir gegebenenfalls dabei, dich beim Heilen nach einer toxischen Beziehung noch besser auf dich und deine Bedürfnisse konzentrieren zu können.
Daher überrascht es immer wieder, dass sie durchaus penetrant sein können, wenn es darum geht, anzurufen und Nachrichten zu verschicken. Wenn du bemerkst, dass dich genau das extrem belastet, solltest du Konsequenzen ziehen und die jeweilige Rufnummer blockieren.
Nun ist es aber an der Zeit, dir deine eigenen Wünsche zu erfüllen. Damit genau dem nichts im Wege steht, ist es natürlich wichtig, diese im ersten Schritt für dich zu definieren. Manche lieben es, nächtelang feiern zu gehen, während es andere zu schätzen wissen, in der Badewanne in Ruhe ein Buch lesen zu können. Am besten fertigst du dir eine Liste mit Dingen an, auf die du Lust hast. Auf diese Weise lernst du deine eigenen Bedürfnisse – fernab einer toxischen Beziehung – noch besser kennen.
Dort gibt es zahlreiche Seiten, die sich an Menschen richten, die gerade dabei sind, ihr Leben neu zu sortieren. Möglicherweise können dir auch einschlägige Beratungsstellen dabei helfen, Kontakt zu denjenigen aufzubauen, die sich in einer ähnlichen Situation wie du befinden.
Heilen nach einer toxischen Beziehung – 5 Tipps zusammengefasst:
Fazit
Wer sich ein wenig Zeit nimmt, um sich mit dem Thema „toxische Beziehungen“ auseinanderzusetzen, stellt schnell fest, dass es die klassische toxische Beziehung nicht gibt. Stattdessen gilt es, (auch aus therapeutischer Sicht) zu berücksichtigen, dass verschiedene Abstufungen möglich sind.
Doch genau diese Tatsache sorgt auch dafür, dass es nicht zwangsläufig nötig ist, anzunehmen, dass toxische Beziehungen generell und immer zum Scheitern verurteilt seien. Vor allem dann, wenn noch nicht allzu viel „Gift“ vorhanden ist und beide dazu bereit sind, an sich und ihrem Zusammenleben zu arbeiten, stehen die Chancen gut, dass auch eine toxische Beziehung heilen kann. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich hierbei um ein leichtes Unterfangen oder gar um einen Selbstläufer handeln würde.
Häufig dauert es Jahre, bis die betroffenen Personen (wenn überhaupt) dazu in der Lage sind, fair und auf Augenhöhe miteinander umzugehen.
Gleichzeitig ist es jedoch auch wichtig, realistisch zu bleiben und allein schon aus Fairness sich selbst gegenüber, zu erkennen, wann es an der Zeit ist, einen Schlussstrich zu ziehen.
Wichtig: Scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ob Therapie oder Coaching – sprich über deine Gefühle und lass dir helfen, mit den Gedanken, dem Verlust und auch den neuen Perspektiven für deine Zukunft zurechtzukommen. Ich hoffe dir hat der Artikel gefallen und du weißt nun, wie du eine toxische Beziehung heilen kannst.