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Eifersucht

Eifersucht
Eifersucht

 

Der deutsche Schriftsteller Franz Grillparzer hat Eifersucht folgendermaßen definiert: „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“

Weniger literarisch ausgedrückt ist Eifersucht ein Gefühl, das sehr eng mit der Verlustangst zusammenhängt und entsteht, wenn man befürchtet, etwas Geliebtes zu verlieren. Das Geliebte kann dabei ein Partner, ein Elternteil, ein Freund oder eine Freundin, aber auch etwas Immaterielles sein, wie geliebte Gegenstände oder liebgewordene Gewohnheiten (z.B. die Aufmerksamkeit eines bestimmten Menschen).

Bei der Entstehung von Eifersucht sind immer mindestens 3 Parteien beteiligt: man selbst, die Person, der Gegenstand oder das immaterielle Gut, das man liebt, und eine dritte Partei, die einem das Geliebte streitig macht. Dabei muss diese dritte Partei nicht unbedingt menschlich sein: Kinder sind auf das Handy eifersüchtig, wenn die Mutter diesem mehr Aufmerksamkeit schenkt, Frauen auf den Computer ihrer technikbegeisterten Partner.

Manfred Schmitt, ein Psychologe an der Universität Trier bezeichnet Eifersucht als ein Warnsignal, das uns darauf aufmerksam macht, mehr Energie für die Erreichung unserer Ziele einzusetzen. Ist unser Ziel beispielsweise eine lange Beziehung mit unserem Partner, warnt und das Gefühl der Eifersucht, wenn die Erreichung dieses Ziel unsicher wird. Damit ist Eifersucht, in gesundem Maß, ein durchaus nützliches Gefühl.

Auch für unsere Vorfahren war Eifersucht als biologische Strategie gegen Untreue nützlich. Männer versuchten dadurch sicherzustellen, keine Kuckuckskinder großzuziehen, Frauen, ihre materielle Versorgung und die ihrer Kinder zu sichern. Untreue konnte für unsere Vorfahren schlimme Folgen haben. Eine Frau, die ihren Mann teilen musste, musste auch Essensvorräte und andere materiellen Güter mit ihrer Rivalin und deren Kindern teilen. In schweren Zeiten konnte das ein Todesurteil sein. Der Mann einer untreuen Frau begab sich in Gefahr, um Vorräte für die Kinder eines anderen Mannes zu sammeln und trug nicht zur Erhaltung seiner eigenen Linie bei.

Eifersucht hat also biologisch nachvollziehbare Gründe und liegt in unseren Genen. Deshalb ist sie auch im Tierreich zu beobachten.

Körperliche Reaktionen von Eifersucht

Ein Team von Wissenschaftlern um Karen Bales von der University of California in Davis hat die neurologischen Aktivitäten bei Eifersucht untersucht und herausgefunden, dass bei dem Empfinden von Eifersucht der cinguläre Kortex und das laterale Septum besonders aktiv sind, jene Hirnregionen, die bei sozialem Schmerz und Paarbindung aktiv werden. Das Empfinden von Eifersucht tut also weh und löst ähnliche Gefühle wie soziale Zurückweisung aus.

Auch der Körper reagiert bei Eifersucht. Er produziert mehr Testosteron und schüttet vermehrt das Stresshormon Cortisol aus. Dadurch ist der Körper in Alarmbereitschaft und kampfbereit. Kommt es zu keinem Kampf und hält die Eifersucht an, können diese Hormone für schädlichen chronischen Stress verantwortlich sein.

Der Unterschied zwischen Männern und Frauen

Was die Stärke des Gefühls angeht, gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, jedoch bei den Gründen für Eifersucht. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Männer eher auf reale oder eingebildete sexuelle Untreue eifersüchtig reagieren, während bei Frauen die reale oder eingebildete emotionale Untreue im Vordergrund steht.( Kenneth N. Levy, Kristen M. Kelly: Sex Differences in Jealousy. A Contribution From Attachment Theory, Psychological Science, Februar 2010, Bd. 21, Nr. 2, S. 168–173. ) Den Männern ist also die körperliche Treue wichtiger, den Frauen die emotionale.

Das spiegelt die Bedürfnisse unserer Vorfahren wider: Männer wollten ihr Fortbestehen sichern und sich vor Kuckuckskindern schützen, Frauen waren auf die Anwesenheit und auf den Schutz des Mannes als Versorger angewiesen.

Auch die vermeintlichen Rivalen werden von Männern und Frauen verschieden bewertet. Während sich Männer in Bezug auf Kraft, Macht und finanziellen Status mit ihrem Nebenbuhler vergleichen, achten Frauen bei vermeintlichen Rivalinnen auf Schönheit und Jugendlichkeit.

Auch dieses Verhalten hat seinen Ursprung bei unseren Vorfahren. Männer verloren ihre Frauen und damit die Chance, sich fortzupflanzen, an mächtigere, stärkere Männer, die besser dazu in der Lage waren, Frauen und Kinder zu versorgen. Frauen hingegen verloren ihre Männer an jüngere, fruchtbarere Frauen, die den Männern mehr Nachwuchs schenken konnten.

Sogar das Ziel der negativen Gefühle unterscheidet sich je nach Geschlecht. Während 55 Prozent der Männer ihre negativen Gefühle hauptsächlich gegen die eigene Partnerin richten, konzentrieren 71 Prozent der Frauen ihre Eifersucht auf die vermeintliche Rivalin. (Süddeutsche Zeitung Online vom 25. Februar 2011 „Unterschiede zwischen den Geschlechtern“)

Einflussfaktoren

Es gibt verschiedene Faktoren, die die Entstehung und das Ausmaß der Eifersucht beeinflussen.

Schönheit und Macht

Wichtige Einflussfaktoren sind das Aussehen der Frauen und die Macht der Männer. Je schöner eine Frau ist, desto weniger Eifersucht empfindet sie. Ebenso gehen besonders mächtige, also finanziell abgesicherte und kräftige Männer entspannt mit vermeintlichen Rivalen um.

Umgekehrt sind Frauen besonders eifersüchtig, wenn sie einen wohlhabenden, mächtigen Mann haben, und die Eifersucht der Männer steigt mit der körperlichen Attraktivität ihrer Frau. (Süddeutsche Zeitung Online vom 25. Februar 2011 „Unterschiede zwischen den Geschlechtern“)

Körpergröße

Sogar die Körpergröße hat etwas mit dem Empfinden von Eifersucht zu tun. Forscher haben gezeigt, dass kleine Männer besonders eifersüchtig sind, während Männer mit einer Körpergröße über 1,90 m entspannt im Umgang mit möglichen Rivalen sind. Gleichzeitig sind Frauen mit einer durchschnittlichen Körpergröße zwischen 1,68 m und 1,75 m am wenigsten eifersüchtig. Sie sind am gesündesten und bringen die meisten Kinder zur Welt. (Studie „Evolution and Human Behaviour“ 2008 aus Spanien und den Niederlanden)

Kultur

Natürlich hat auch die Kultur einen Einfluss auf das Entstehen von Eifersucht. Eifersucht entsteht immer dann, wenn gültige soziale Regeln verletzt werden. Beispielsweise ist in der deutschen Kultur der Kuss auf den Mund etwas Intimes, das einem Liebespaar vorbehalten ist. Küsst nun ein Mann die Frau eines anderen auf den Mund, verletzt er soziale Regeln und der Partner der Frau wird eifersüchtig reagieren. In anderen Kulturen ist der Kuss auf die Lippen weit weniger intim und stellt deshalb auch keinen Anlass zur Eifersucht dar. Umgekehrt kann es in einer Kultur bereits ausreichen, die unbedeckten Haare einer Frau zu sehen, um deren Mann eifersüchtig zu machen.

Diese Beispiele zeigen, dass es auf die kulturellen Gesetze und gültigen sozialen Regeln einer Gesellschaft, wie der Bedeutung der Ehe oder der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau, ankommt, wann und in welchem Maß Eifersucht auftritt und wie sie ausgelebt wird.

Selbstwertgefühl

Im Zusammenhang mit dem Entstehen von Eifersucht ist das Selbstwertgefühl oder das Selbstbewusstsein von großer Bedeutung. Je selbstbewusster jemand ist, desto weniger eifersüchtig ist er. Da Eifersucht immer mit Minderwertigkeitsgefühlen, Verlustangst und Abhängigkeit einhergeht, sind selbstbewusste Menschen, die sich ihrer selbst sicher sind, besser davor geschützt.

Zufriedenheit in der Beziehung

Je zufriedener jemand in seiner Beziehung ist, desto weniger Eifersucht empfindet er.

Abhängigkeit

Je abhängiger jemand von seinem Partner ist, sei es in finanzieller, körperlicher oder emotionaler Hinsicht, desto größer ist seine Verlustangst und damit sein Eifersuchtsempfinden.

Sexuelle Leidenschaft

Je leidenschaftlicher ein Partner ist, desto eifersüchtiger ist er in der Regel.

Vertrauen

Die Fähigkeit anderen zu vertrauen hat einen großen Einfluss auf das Entstehen von Eifersucht. Je besser die Fähigkeit, seinem Partner zu vertrauen, desto weniger Eifersucht entsteht.

Viele dieser Faktoren können beeinflusst werden. Dem Gefühl der Eifersucht sind wir also nicht schutzlos ausgeliefert, wir können an den Entstehungsfaktoren arbeiten und so die Macht der Eifersucht über uns und unser Verhalten verkleinern.

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